Olá mit einem kleinen Rückblick auf meine – etwas andere – Urlaubs-Auszeit, in der wir u.a. einen Teil des Jakobsweges gewandert sind : )

Gerade finde ich langsam wieder in eine neue (teils alte) Routine und überlege, wie ich meine Zeit am Computer am Besten nutzen kann und wie und wo ich offline präsenter sein kann – so, wie während des Wanderns. Denn das hat mir (bzw. uns allen) sehr gut getan.

Nach zwei Wochen, in denen ich meinen Laptop kaum angefasst habe bzw. nur für Dinge, die unbedingt darüber erledigt werden mussten, tröpfelt es langsam wieder Worte (ein paar Fotos findet ihr am Ende dieses Beitrags).

Insgesamt ist der Kopf allerdings immer noch angenehm leerer als sonst, als hätten wir mit jedem Schritt ein bisschen Ballast abgeworfen, als hätten sich komplizierte Gedanken abgestreift und wären mit den Wolken davon gezogen oder hätten sich im morgendlichen Nieselregen wie Zucker im Kaffee aufgelöst…

Wir sind im spanisschen Vigo gestartet und in 6 Tagen über 100 km zu Fuß einen Teil des Jakobswegs nach Santiago de Compostela gegangen (zuerst mit meinen Eltern und Freunden aus Madeira). Mein Freund und ich haben danach noch einige Kilometer (und Höhenmeter) in Portugals Norden drauf gelegt, sind über duftende Waldwege und durch die über lange Strecken menschenleeren Berge gewandert.

Das analoge Leben

Die Hände waren also weniger zum Tippen da, als um Wanderstöcke zu halten, auf prächtige Blumen, leuchtende Flüsse, faszinierende Felsformationen und Flechten oder eindrucksvolle Aussichten zu zeigen (oder Fotos zu machen) und leckeres Essen (Pimentos de Padrón! Oliven, portugiesischer Käse und vegetarische Hausmannskost… und Eis…) zu verspeisen.

Der Kopf war viel im Leerlauf oder darauf konzentriert, nicht zu stolpern, die Füße und Beine hatten viel zu tun und haben uns bravourös durch Spanien und Portugal getragen. Glücklicherweise ist es für uns alle auf dem Jakobsweg – wortwörtlich – gut „gelaufen“.

Was vermutlich auch dazu beigetragen hat, war eine Unterkunft, in der entspannter Schlaf möglich war und wo wir uns so über die Nacht gut erholen konnten (in Pilger-Hostels mit 10 Leuten im Schlafsaal wäre es sicher etwas anstrengender gewesen, Respekt also an alle, die den Weg anders meistern). Und wir hatten nur einen Rucksack für die jeweilige Tagestour dabei und konnten das restliche Gepäck transportieren lassen. So war es wirklich super und für alle von uns sehr machbar.

Muss man unbedingt den Jakobsweg gehen?

Ich glaube, im Endeffekt ist es egal, wo man (wandern) geht… Ob Jakobsweg oder anderweitig. Es geht vielmehr um die Kontinuität des Gehens: dass man jeden Tag eine bestimmte Strecke hat und diese geht und von dort wieder aufbricht mit einem neuen Ziel… dass man über die Zeit irgendwann in (s)einen Rhythmus findet. Und: dass man draußen ist, sich wirklich auf den Körper und die Landschaft konzentriert, dass davon abgesehen aber nicht viel wichtig ist in der Zeit.

Dass man nichts anderes muss, als sein und gehen. Das Sich-Einlassen-Dürfen. Mit Leib und Seele. Das Mit-Sich-Sein-Dürfen. Sich auf das Essentielle besinnen, im Hier und Jetzt sein.

Es ist auch etwas anderes, in einem geschlossenen Raum zu sein oder in einer offenen Landschaft. Manchmal, wenn ich mich alleine fühle, gehe ich nach draußen und fühle mich wieder als Teil der Welt, als Teil eines größeren Ganzen. Auch beim Gehen habe ich dieses Gefühl von Verbundenheit, zur Welt zu gehören.

Und ich glaube, man kann von der Wander-Erfahrung auch etwas anderes lernen:

Wenn wir uns auf das einlassen können, was gerade ist, das Große in kleinere Etappen für uns einteilen, dann wird es weniger überwältigend und auf einmal machbar.

Dann können wir uns auf das konzentrieren, was JETZT (wichtig) ist, pausieren, reflektieren und schließlich die nächste Etappe angehen. Und natürlich stolz auf uns sein, wenn wir eine Etappe gemeistert haben. Danke an die sagen, die uns dabei unterstützt haben (in unserem Fall, die Füße/der Körper, aber auch das Wetter… die Wander-Gesellschaft…)

Vor dem Wandern haben wir uns viel mehr Gedanken gemacht – über das Wetter, unsere Kondition und Ausrüstung – als letzten Endes nötig war. Eigentlich alles davon hat sich während des Gehens in Luft aufgelöst.

Die Welt, in der wir leben, ist manchmal so kompliziert und diese Zeit des Wanderns hat mir gezeigt, dass es oft gar nicht so kompliziert sein muss, sie hat mir gezeigt, dass es vielleicht um viel weniger geht, als wir glauben. Dass wir uns ein wenig mehr entspannen dürfen.

Echte Zufriedenheit finden

Instagram, Social Media bzw. und andere Medien bewirken, dass wir sehr viel im Außen sind, uns vergleichen, schauen, was bei anderen los ist – und dabei mehr und mehr das Gefühl dafür verlieren, um was es uns selbst wirklich geht. Was wir wollen und brauchen, um glücklich zu sein, was unser ganz persönlicher, innerer Maßstab dafür ist.

Aber nur, wenn wir uns dem zuwenden, können wir Zufriedenheit finden. Zufriedenheit ist etwas, was wir uns von innen heraus schaffen.

Insofern ist solch eine Zeit, in der wir einmal abschalten dürfen, in der wir uns ganz bewusst uns selbst zuwenden, uns nach innen wenden, ohne uns vom Leben der anderen ablenken oder beeinflussen zu lassen, unglaublich wertvoll.

Denn so können wir umso genauer auf uns selbst schauen und hören, verstehen, was WIR wirklich brauchen, was unsere Werte und Bedürfnisse sind.

Und das ist die Grundlage, der Kompass, für unser einzigartiges Leben, in dem wir bestimmen, was Glück, Erfolg etc. für uns bedeutet. Was uns gut tut, was wir brauchen, um zufrieden zu sein.

Wann hast du dir das letzte Mal so eine Auszeit gegönnt, um nach innen zu reisen? Was sind deine Werte? Was ist dir persönlich wichtig? Und wie kannst du dich mehr um diese Dinge kümmern?

Einige Impressionen vom Jakobsweg

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