Was Poesie, Kunst und Embodiment für mich verbindet

Wie du vielleicht schon gelesen hast oder weißt, bin ich auch Künstlerin und Poetin bzw. mein ursprünglicher professioneller Hintergrund ist die Welt der Kunst und Kreativität.

Je mehr ich mich mit Embodiment beschäftigt habe, desto mehr habe ich aber festgestellt, dass Poesie, Kunst und Embodiment durchaus einiges gemeinsam haben für mich.

1. (Selbst)Ausdruck

Kunst und Poesie waren und sind für mich eine Form von Selbstausdruck. Durch sie kann ich meinen Gefühlen und Gedanken eine Form verleihen und sie mit anderen teilen. In erster Linie geht es dabei aber nicht um eine intellektuelle Botschaft, sondern um etwas, was zu anderen auf einer Gefühlsebene sprechen soll.

Embodiment Praktiken schaffen die Basis dafür, dass wir uns authentisch ausdrücken können. Wenn wir mit unseren Gefühlen vertraut sind, unsere Werte kennen und Bewusstheit darüber haben, was wir ausstrahlen wollen, können wir all das über unseren Körper, unsere Intention und unser Auftreten kommunizieren.

Oder wir können einfach nur das, was gerade da ist, über unseren Körper ausdrücken (ohne es verändern zu wollen) – durch Bewegung, Posen oder Tanz.

Selbstausdruck hat immer etwas befreiendes, da wir uns damit die Erlaubnis geben, uns mit dem zu zeigen, was uns wichtig ist oder was uns ausmacht. Es heißt, uns nicht für andere in eine Form zu pressen oder eine Maske aufzusetzen, sondern uns mit all unseren Emotionen, Bedürfnissen und Sehnsüchten anzuerkennen – und dadurch anderen ebenfalls die Erlaubnis dafür zu geben, sie selbst zu sein.

2. Sensibilität und erhöhte Wahrnehmung

Bei Embodiment-Praktiken üben wir, achtsam dafür zu sein, was in und mit unserem Körper passiert. Wir werden über die Zeit also aufmerksamer und bewusster, schärfen unsere Sensibilität, unsere Sinne und Wahrnehmung. So wie ein Weinkenner aus dem Wein die Trauben, den Boden, verschiedenste Aromen herausschmecken kann, so lernen wir uns selbst über Embodiment immer besser kennen und verstehen und werden sensibler für die Botschaften unseres Körpers.

Auch beim Schreiben von Poesie ist für mich die achtsame Beobachtung der Welt um mich herum und in mir, das, was ich über meine Sinne wahrnehme, die Basis für das, was ich schreibe. Denn es geht um die Zwischentöne, die uns sonst oft verborgen bleiben, die feinen Nuancen, das Sich-Einlassen auf das, was man beschreiben möchte… Insofern unterstützt die Arbeit mit Embodiment den „poetischen“ Blick.

3. Kreativität

Was bedeutete Kreativität? Neue Perspektiven finden oder aufzeigen. Embodiment hilft uns, zuerst einmal mehr Bewusstsein für unsere Gewohnheiten und Muster zu bekommen. Das ist die Basis dafür, etwas anders zu machen. Sobald wir unsere Muster aufbrechen, schaffen wir mehr Spielraum und Wahlmöglicheiten. Daraus erwächst mehr Flexibilität und die Fähigkeit, neue Perspektiven zu finden.

Und wenn ich selbst im Embodiment Coaching mit anderen arbeite, muss auch ich mich immer wieder neu und flexibel auf die Person einlassen. Es gibt keine 08/15 Lösung. Das heißt, auch hier darf ich kreativ sein und herausfinden, welches Coaching Werkzeug für die Person und ihr Anliegen gerade am hilfreichsten sein könnte. Embodiment Coaching ist offen, spielerisch und reagiert auf den Moment und das, was da ist. Hier kommt mir meine Kreativität zugute und ich kann sie weiter, in einem anderen Bereich, stärken.

Aber auch als Künstler/in oder Autor/in besteht für mich die Kunst oft darin, einen Blickwinkel einzunehmen, der jenseits des Gewöhnten ist, anders zu denken, neue Bilder und Verknüpfungen zu kreieren. Wenn ich mich festgefahren fühle, dann ist Zeit für ein bisschen Embodiment.

4. Transformation

Warum ich mich ursprünglich für die Kunst entschieden habe, war die Hoffnung, dass die Erfahrung von Kunst dazu beitragen kann, etwas in anderen zu berühren, anzuregen, zu inspirieren, vielleicht sogar zu tranformieren. Für mich selbst gibt es eine Reihe von Künstlern und Kunstwerken (und auch eine Reihe von Büchern oder Gedichten), die mich sehr geprägt haben. Im Schreiben von anderen habe ich mich oft verstanden oder erkannt gefühlt, wenn ich dachte, ich bin die einzige Person auf der Welt, die sich so oder so fühlt. Welten haben sich mir geöffnet in Geschichten und manche Kunst hat mich tief im Herzen berührt oder etwas in mir angestoßen, aufgeweckt, das diesen Impuls von außen gebraucht hat.

Auch mein eigenes Schreiben oder meine eigene Kunst haben mir oft geholfen, etwas kreativ zu verarbeiten, es zu verwandeln – und damit auch das Gefühl, das damit verbunden war.

Embodiment oder Embodiment Coaching ist ein sehr wirkungsvolles und nachhaltiges Instrument für Veränderung. Viele Dinge, die ich ewig mit mir herum geschleppt habe, zu Tode analysiert habe, haben sich erst verändert, als ich auf einer körperlichen Ebene und der Ebene des Fühlens damit gearbeitet habe. Und diese Erfahrung hat den Grundstein für meine Liebe zu Embodiment gelegt. Das Tolle ist auch: Wir können immer mit dem Körper arbeiten, weil wir ihn immer dabei haben. Wir brauchen keine zusätzliche Ausstattung, kein Atelier… wir haben immer alles dabei, das einzige, was wir brauchen, sind die Praktiken, die uns helfen, mehr Bewusstsein zu schaffen oder unsere Transformation gezielt zu unterstützen.

5. „Gegen den Strom schwimmen“

Als Künstler hat man in der Gesellschaft immer eine Art Sonderstellung: Andere bewundern einen vielleicht, wissen aber oft auch nicht so recht etwas damit anzufangen, was es bedeutet, wenn jemand Künstler ist. Für viele ist der Künstler jedenfalls immer ein bisschen „anders“ – und das ist ja auch seine „Funktion“ in der Gesellschaft: aufzuzeigen, dass das, was wir kennen, nicht alles ist. Neue Perspektiven zu schaffen, zu inspirieren, manchmal vielleicht auch zu provozieren.

Auch mit meiner Arbeit im Bereich Embodiment begegnet mir einerseits viel Neugierde, andererseits können sich viele Menschen erst einmal nicht so vorstellen, was das ist oder für was es gut ist.

Doch im Endeffekt ist auch hier, das, was mich antreibt, der Wunsch, neue Perspektiven zu schaffen, zu inspirieren, Bewusstsein zu schaffen. Und das wiederum kann provozieren, denn es geht gegen „das Höher, Schneller, Weiter“ der Gesellschaft. Embodiment fordert vielmehr ein „Tiefer, Langsamer, Näher“.

Mit meiner Arbeit als Embodiment Coach und Workshop Leiterin für Embodiment und kreative Selbstreflexion kommen meine Leidenschaften und das, was mein Leben geprägt hat, nun auf eine wunderbare Weise zusammen.

Und zu sehen, dass sich im Kern beides sehr ähnlich ist, war für mich eine Erkenntnis, die mir gleichzeitig bestätigt, dass es absolut richtig war, meiner Leidenschaft für Embodiment zu folgen und auch in diesem Bereich tiefer zu gehen. Sowohl meine kreative Arbeit, als auch die Embodiment Arbeit wird von der gleichen Quelle gespeist und mündet ins selbe Meer : )

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